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Osterlager Goch 2017: Zum ersten Mal dabei

ein Blogeintrag von Otto von Ramstedt

Der Bericht führt uns zum Kloster Graefenthal nach Goch. Alles beginnt mit dem Aufbau des Lagers. Am Materialtag des Vereins haben wir unseren Anhänger so gepackt das es uns an diesem Tag zu Gute kommen sollte. Ich persönlich bin das erste Mal auf einem Lager und fand eine Gruppe vor die sehr geordnet unter der Führung unserer beiden Ritter „Hans von Gersdorff“ und „Balthasar von Rhenania“ routiniert die einzelnen Zelte aufbaute. Als das Gruppenzelt stand ging es an den Aufbau und das Aufstellen des Interieurs. Aufgestellt wurden Tische, Bänke, Truhen, Wachsvernichter und weiteres. Die Feuerstelle und die Spül-und Arbeitsecke, so nenne ich sie mal, wurden so aufgestellt das die oberen Spitzen der Halbzelte so überlappten das Wasser von oben zu den Seiten abfließen konnte. Der Eingang in unser Lager war somit aufgebaut. Mir wurde in dem Moment erst bewusst wie groß es ist, als die Dinge für die Gemeinschaft erledigt waren und es um den Aufbau der einzelnen Schlafzelte ging. Unsere Herren Ritter hatten ihre eigenen Zelte, vollkommen verständlich entsprechend ihres Standes und mit Frau und Kindern. Ich baute mit „Clewin Haithabu“ unser Gemeinschaftszelt für uns Jungspunde auf. Am Ende standen die drei Zelte für die Gemeinschaft und sechs Zelte die Schlafplätze boten.

Als der Aufbau vollendet war wollten wir trainieren, gerüstet wie für die Schlacht am nächsten Tag. Dem Ankleiden folgend begann die Aufwärmphase, denn es ist sehr wichtig das Muskeln und Geist auf das Training vorbereitet sind. Das Training beinhaltete kurze Zweikämpfe mit der Idee die Trefferpunkte zu zählen. Verloren hat, wer zehn mal getroffen wurde. Bei einem Kampf zwischen „Jean de Vallery“ und mir ereignete sich, das ich mit einem Rückstand von 5 zu 8 hinten lag. Dann setzte er zu einem Wurf an, was mir zum Glück nicht verborgen blieb, sodass ich meinen Schwerpunkt rechtzeitig nach unten verlagern konnte und ihn selbst warf. Ein Glücksgefühl machte sich in mir breit, da es ihm für gewöhnlich gelang mich zu werfen. Somit hatte ich gleich zwei Erfolgserlebnisse, den Sieg und den Wurf zugleich, Wahnsinn. Nach weiteren Zweikämpfen wollten wir einen Wettkampf veranstalten. Es trafen immer zwei mit drei Trefferpunkten aufeinander und sobald einer ausschied, kämpfte der Sieger gegen den Nächsten und so weiter. Ein sehr intensives Training, da man sich sehr schnell auf den Kampfstil des Gegners einstellen musste und keine Pause hatte.

Das Training endete und wir wollten uns den Markt, der sich immer weiter aufbaute, anschauen. Der erste Stand hatte Schwerter und Rüstung im Angebot. Nach einigen Funden kam uns ein wirklich schönes Stück unter die Augen, da wir wussten das Fabian ein neues Schwert gut gebrauchen konnte, zeigten wir es ihm. Nicht nur er war hin- und hergerissen und nach etwas Überzeugungsarbeit und gutem zureden entschied er sich dann doch für das neue Schwert. Wir hatten zwar nur den ersten Stand aufgesucht doch es blieb uns keine Zeit mehr, denn das gemeinsame Abendessen stand bevor. Es gab einen wunderbar schmeckenden Eintopf der seinesgleichen sucht. Dazu etwas Brot und leckere selbstgemachte Aufstriche. In dem Moment wurde mir klar das ich mir um mein leibliches Wohl keine Sorgen machen musste. Unsere Köchinnen haben es voll drauf. Dafür an dieser Stelle noch ein ernst gemeintes Dankeschön.

Das abendliche Vergnügen beinhaltete ein Lagerfeuer in einer unserer Feuerschalen, gepaart mit Gesprächen und dem einen und anderen Getränk. Nach einigen Stunden des Frohsinns ging einer nach dem Anderen in die aufgebauten Schlafmöglichkeiten. Der erste Tag war beendet.

Meine erste Nacht war gefühlt sehr kalt und aufgrund meiner noch etwas geringen Schlafplatzausrüstung auch etwas unangenehm. Naja, ein Bekannter von mir hat mal gesagt: „Wenn man wach wird und keine Schmerzen mehr hat, ist man wohl tot.“ Beim Verlassen des Zeltes stellte ich allerdings fest, dass das Lager schon wach war. Sie waren sogar bereits in den Vorbereitungen fürs Frühstück. Gereicht wurde Brot mit Butter und Aufschnitt, dazu warmer Haferbrei. Ich stürzte mich direkt auf den Haferbrei. Während des Frühstücks erfuhr ich das in vorherigen Lagern oftmals die Frage aufkam was als Nächstes auf dem Plan stände. Deswegen besitzen wir mittlerweile eine Tafel in Schildform auf die wichtige Daten geschrieben werden. Somit verlagerte sich nun die Frage von „Was steht als Nächstes an?“ auf „Wie spät ist es?“ He he he, sehr amüsant.

Das nächste Ereignis war der Marsch zur Markteröffnung durchs Lager, trotz der tollen Tafel schafften wir es uns eine Stunde zu früh aufzustellen und verwirrten damit nicht nur unser Lager. So peinlich es auch war, taten wir es mit einer guten Übung ab und freuten uns auf die nächste Stunde. Der Spaß darf auch nicht verloren gehen. Beim dann wirklichen Aufstellen zum Marsch zur Markteröffnung wurde mir das vollkommene Ausmaß der Veranstaltung erst bewusst. Dort aufgestellt, mit Banner und Standarte. WOW! Wir waren enorm viele. Der Marsch ging los und wir durchliefen nahezu jede Ecke des Marktgeländes. Auf der großen Wiese angekommen stellten wir uns in einem riesigen Kreis um die Veranstalter auf. Sie begrüßten uns und bedankten sich für unsere rege Teilnahme. Die Formation löste sich und die Gäste strömten in die aufgestellten Lager um sich etwas von den dort Lagernden über das Mittelalter erklären zu lassen.

Die Zeit verging und wir rüsteten uns für die bevorstehende Feldschlacht. Versammlungsort war der Vorplatz zur Verteilung der einzelnen Kräfte in die beiden Heere. Wir wurden dem erzbischöflichen Heer unter der Führung von Ritter „Hans von Gersdorff“ zugeordnet und nach dem Waffencheck, einem Test der überprüft dass dein Schwert, dein Speer, deine Axt oder der gleichen auch den Sicherheitsbestimmungen entspricht, stellten wir uns auf und standen dem Heer des Feindes gegenüber. Es war die erste Schlacht des Ostermarktes, für mich und manche sogar die erste als Söldner. Aufgeregt und gespannt warteten wir ab was nun auf uns zukommt. Die Schlacht begann und die beiden Heerführer trafen sich im Zentrum. Unser Heerführer rief: „Roland! Was machst du im Heer des Feindes? Das wird ein Nachspiel haben!“ Der feindliche Heerführer brachte sein Heer aufgeteilt in drei Linien in Stellung. Der Trupp unter Rolands Führung machte sich zum Angriff bereit. Sie stürmten auf uns zu. Unser Linienkommandeur warnte: „Achtung Eberkopf“ und ich sah das sich der Feind in Formation brachte um unsere Linie mit Gewalt zu durchbrechen. Wir stellten uns auf einen heftigen Zusammenstoß ein. Die Schilde standen fest, unsere Linie war bereit. Einen Moment vor dem Zusammenstoß bremsten sie jedoch ab und riefen „Einmal umarmen, wir sind doch keine Feinde!“ Ich war total perplex, kein Zusammenstoß, sie waren tatsächlich zu uns übergelaufen und reihten sich in unsere Linie ein. Darauf folgte das Zusammentreffen der einzelnen Linien. Unsere Schwerter trafen auf Schilde, Speere, Äxte und andere Schwerter. Wir kämpften wie wir es oft trainiert hatten und die Linien trennten sich nach einiger Zeit wieder. Nach diesem Kampf folgten Championfights, Kämpfe die Eins gegen Eins im Zentrum ausgetragen werden. Einen davon bestritt unser Linienkommandeur „Jean de Vallery“. Das Spektakel kam zu einem Ende und die Linien wurden wieder in Stellung gebracht. Die Heere trafen wieder aufeinander und die gegnerische Seite kam ein wenig in Bedrängnis. „Jean de Vallery“ befahl den Rückzug und die Heerführer trugen einen Championfight aus. Es sah sehr gut für unseren Heerführer aus, doch im letzten Moment gelang es dem Feind unseren Herren niederzustrecken. Unser Linienkommandeur befahl den Angriff und wir stürmten zu dem feindlichen Heerführer. „Wilhelm Salentin zu Blankenheim“ brachte ihn ins Wanken und ich verpasste ihm mit meinem Schild einen schönen Flug ein paar Meter weiter nach hinten. „Wilhelm Salentin zu Blankenheim“ nahm ihn gefangen um die Kapitulation des Feindes zu erzwingen. Die feindlichen Linienkommandeure entschieden allerdings anders und bliesen zu einem gemeinsamen Angriff der Linien. Diesem Angriff unterlagen ich und viele meiner Verbündeten. Das war dann das Ende der Schlacht. Zum Schluss reihten wir uns gemeinsam noch einmal den Zuschauern gegenüber als gemeinsames Heer auf. Begrüßten es ehrenvoll mit einem Ansturm gen Publikum und machten uns auf den Angriff der Kinder gefasst. Die Kinder wurden mit Schaumstoffschwertern ausgestattet und griffen uns an. Der Schildwall stand doch einer solchen erbarmungslosen Übermacht waren wir nicht gewachsen und mussten unsere Niederlage eingestehen.